Kulturpolitik der Aufklärung. Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg (1711–1794) und die Künste

Eine Buchpräsentation im Rahmen der Veranstaltungsreihe Wer A… sagt der A…kademiebibliothek mit Autor Gernot Mayer, Max Kunze, dem Herausgeber und Präsidenten der Winckelmann-Gesellschaft, Monika Knofler, der ehem. Direktorin des Kupferstichkabinetts der Akademie der bildenden Künste Wien, und musikalischer Begleitung von Cornelia Demmer. 
 
 
 
Johann Baptist Lampi d. Ä., Porträt von Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg, um 1790, 281 x 186 cm, Öl auf Leinwand, Inv. Nr. 93, © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien 
 
Staatskanzler Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg (1711–1794) zählte nicht nur zu den bedeutendsten Politikern Europas des 18. Jahrhunderts, sondern spielte bei der Gründung der Spezialschulen der Accademie in der Mahlerey und anderen freyen Künsten wie der Commerzial-Zeichnungs-Akademie 1758, der Kupferstecherakademie 1766 und der Erzverschneidungsschule 1767 eine maßgebende Rolle. Ebenso ging die Herausgabe der zweiten Auflage der Geschichte des Alterthums Johann Joachim Winckelmanns (1717–1768) durch die Akademie auf seine Initiative zurück. Durch die von ihm durchgeführte Zusammenfassung aller Schulen in die Akademie der Vereinigten bildenden Künste 1772 und deren Reorganisation stellt seine über 20 Jahre dauernde Amtsperiode als Protektor eine der bedeutendsten Phasen der Akademie dar. 
 
Gernot Mayer hat in seiner Publikation erstmals Kaunitz‘ kulturpolitisches Wirken systematisch untersucht: Sein Engagement im Theaterwesen, seinen Einfluss auf das Baugeschehen, die Künstlerausbildung und die staatliche Kunstförderung sowie seine Bedeutung für die Etablierung der Institution Museum und das Fach Kunstgeschichte. Kaunitz‘ Agieren wird hierbei im europäischen Kontext verortet und als Fallbeispiel einer Kulturpolitik der Aufklärung präsentiert. Personelle Verflechtungen um Kaunitz werden ebenso analysiert, wie auch Motive, Inspirationsquellen und Mechanismen seiner Kulturpolitik untersucht. Der Autor schildert den täglichen Umgang mit Vertretern der Geistes- und Naturwissenschaften und der verschiedensten Kunstzweige wie Architektur, Malerei, Theater, Musik und Tanz. Nach dem Vorbild der von Kaunitz in Paris besuchten Salons fanden bei ihm fast täglich Zusammenkünfte statt, bei denen sich Künstler, Gelehrte und Reisende unabhängig von ihrer Standeszugehörigkeit trafen und wo vor allem über Kunst und Literatur gesprochen wurde. Gernot Mayer konnte erstmals auch die künstlerische Tätigkeit Kaunitz’ als Architekt und Städteplaner nachweisen. Nicht von Erfolg gekrönt waren seine langjährigen Bemühungen um die Gründung einer Akademie der schönen Künste und der schönen Wissenschaften, die aus budgetären Überlegungen des Hofes scheiterten.

Datum/Zeit
Datum - 21/04/2022
18:00 - 20:00