Beschreibung
Die Kehrseite des von Winckelmann postulierten freien Ortes des Kunstschöpfens ist der Raum des völligen Freiheitsentzugs. Die Bilder der Ausstellung im Winckelmann-Museum dringen in diese bedrückende Welt ein und präsentieren 120 Werke von Menschen, die im Gefängnis leben. Neben Themen wie Freiheitsentzug, Sehnsucht nach Freiheit und Verzweiflung sind Bildelemente von der Antike inspiriert, oder es werden religiöse Motive und Vorlagen der großen Werke der Kunstgeschichte als Metapher aufgegriffen.
… Die eingereichten und ausgewählten Werke beeindrucken in vielerlei Hinsicht, da sie den Betrachter durch ihre Bildsprache, Farbigkeit und expressive Ausdruckskraft unmittelbar ansprechen. Sie entziehen sich jedoch insofern den modernen Kunststilen, als ihre inhaltliche Aussage direkt und in einer figurativen oder traditionell „realistischen“ Sprache formuliert ist. Für das Winckelmann-Museum und die gleichnamige Gesellschaft war es überraschend zu sehen, dass in einigen Bildern auch eine Aufnahme und Aneignung antiker und kunsthistorischer Ikonographien oder Themen sichtbar wird, in ihnen also eine intellektuelle oder reflexive Verarbeitung von Geschichte und Kunst der Vergangenheit stattfindet. …
Max Kunze
Winckelmann-Gesellschaft