Beschreibung
Der wiederentdeckte Wiener Dionysos: Ein antikes Original? Eine Fälschung des 18. Jahrhunderts? Eine akademische Auftragsarbeit des 19. Jahrhunderts? Ein Artefakt des 20. Jahrhunderts?
Im Sommer 2004 war im Stendaler Winckelmann-Museum ein Marmortorso ausgestellt, der aus der Abgußsammlung der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien stammt und von der archäologischen Forschung bisher unbeachtet geblieben war. Bei dieser Gelegenheit sollte eine kunstgeschichtliche Bestimmung und Datierung vorgenommen werden, denn bisher stand die Frage im Raum, ob es sich bei dem Torso um eine antike Bildhauerarbeit oder eine moderne Akademiearbeit handelt. Eine Autopsie im Depot der Gipsabgußsammlung war sehr schwierig, und die ungewöhnliche Girlande quer über den Körper des Jünglings hat die Beantwortung der Frage nach der Herkunft und Datierung nicht unbedingt erleichtert. Insgesamt wurde aus diesem Projekt ein spannendes Unternehmen, eine Ausstellung »in progress«, deren Ergebnisse hier nun veröffentlicht werden. Und so endet für die Ausstellungmacher dieses Werkstattprojekt erst nach dem Erscheinen des hier vorgelegten kleinen Katalogs, der insofern in der Winckelmannschen Tradition steht, als er ein unveröffentlichtes antikes Werk vorstellt – oder, um es mit Winckelmann zu formulieren, ein neues „Monumento anticho inedito“.