Beschreibung
In der »Description des pierres gravées du feu Baron de Stosch« katalogisierte Winckelmann die Gemmen der Sammlung des Barons Philipp von Stosch (1691-1757).
Stosch war einer der besten Kenner und bedeutendsten Sammler antiker Gemmen im 18. Jahrhundert. Nach seinem Tod wollte sein Erbe, Heinrich Wilhelm Muzell-Stosch (1723-1782), die Sammlung verkaufen und bat den mit ihm befreundeten Winckelmann, einen Verkaufskatalog zu verfassen – auf Französisch, um möglichst viele internationale Interessenten anzusprechen. Friedrich II. von Preußen erwarb die Sammlung schließlich; sie befindet sich heute fast vollständig im Berliner Antikenmuseum.
Die 1760 in Florenz erschienene »Description« war Winckelmanns erstes umfangreiches archäologisches Werk. Hier finden sich seine ersten Versuche, die Nationalstile der antiken Völker (Ägypter, Perser, Etrusker, Griechen und Römer) zu definieren und die Stilentwicklung ihrer bildenden Kunst aufzuzeigen. In der gleichzeitig begonnenen, aber erst 1764 erschienenen »Geschichte der Kunst des Alterthums« (Schriften und Nachlass Bd. 4) baute er auf diesen Versuchen auf.
Die »Description« ist aber auch die Keimzelle von Winckelmanns in den »Monumenti antichi inediti« (Schriften und Nachlass Bd. 6) vollendeten Hermeneutik. Durch den detaillierten Abgleich von bildlichen mit literarischen Darstellungen gelingt es ihm bereits hier, ältere Deutung von Gemmenbildern überzeugend zu korrigieren. Winckelmanns neue Ansätze der Stilkritik und Hermeneutik machten die Description zu einem Wendepunkt in der Gemmenforschung.