Als Walter Gropius 1919 in Weimar das Staatliche Bauhaus eröffnete, verkündete er im Programm: „Als Lehrling aufgenommen wird jede unbescholtene Person ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht, deren Begabung und Vorbildung vom Meisterrat als ausreichend erachtet wird.“ Die jungen Frauen nahmen ihn beim Wort. Im ersten Semester gab es mehr weibliche als männliche Studierende. Doch der Schein der Gleichberechtigung trügt. Schon bald fürchtete Gropius, dass die große Anzahl von Frauen dem Ansehen der Schule schaden könnte. Architektur und Malerei blieben eine Männerdomäne; Frauen wurden vor allem in die Weberei abgedrängt. Doch obwohl diese in der Hierarchie von Kunst und Handwerk an letzter Stelle stand, wurde sie bald zu einer der produktivsten und kommerziell erfolgreichsten Werkstätten. Auch in der Fotografie profilierten sich Frauen, so Lucia Moholy. Einige wenige, wie Alma Siedhoff-Buscher oder Marianne Brandt, setzten sich in der Holz- oder Metallwerkstatt durch. Doch selbst hochbegabte Bauhaus-Absolventinnen wurden weniger beachtet als ihre männlichen Kollegen. Viele gerieten in Vergessenheit – zu Unrecht. Denn die lange unterschätzten Frauen haben maßgeblich zur Erfolgsgeschichte der Schule beigetragen.
In der Vorlesung können nur wenige der insgesamt 462 Frauen, die am Bauhaus studiert haben, vorgestellt werden, darunter Gunta Stölzl, Anni Albers, Marianne Brandt, Lucia Moholy und Friedl Dicker.
Datum/Zeit
Datum - 05/02/2020
14:00