„Die Klagen des Ikarus“ von Charles Baudelaire und die Bildwerke von Rainer Ehrt

2010 verarbeitete Rainer Ehrt Charles Baudelaires (1821-1867) 1862 verfasstes Gedicht Klagen eines Ikarus. Hierfür wählte er das originalgrafische Künstlerbuch als Mittel. Durch die Einheit von kalligrafisch gestaltetem Text und bildlichen Illustrationen entstand hier ein bemerkenswertes Gesamtkunstwerk.

Baudelaires Gedicht wurde dreimal ins Deutsche übersetzt: von Stefan George (1891/1901), Stefan Zweig (1902) und Rainer Maria Rilke (1921). Alle drei Versionen inklusive der französischen Originalfassung integrierte Ehrt handschriftlich in das Künstlerbuch, mit einem Buchstabenduktus, der dem Avantgardismus des Gedichts und seiner sehr unterschiedlichen Übersetzungen angemessen ist.

Die Tusche-Acryl-Zeichnungen zum Mythos des Ikarus, der zur Sonne empor flog und tragisch abstürzte, sind voller zeitloser Metaphern und Anspielungen auf heute: die Wolkenkratzer, das Labyrinth, der Flügel des Gescheiterten. Hinzu kommen die bedrohlichen, dem Odysseus-Abenteuer entwendeten Mischwesen aus Vogel und Frau.

Speziell nur für die Veranstaltung wird das großformatige Werk aus der Vitrine entnommen. Die Besucher haben somit exklusiv die Möglichkeit, gemeinsam mit Dr. Kathrin Schade das Werk durchzuschauen. Sie erleben hierbei das wechselvolle Zusammenspiel von antiker Mythologie, moderner Dichtkunst und zeitgenössischer Bilderwelt.

Datum/Zeit
Datum - 19/08/2019
16:30