Dr. Dominique Görlitz, Experimentalarchäologe, Biogeograph und Filmemacher (Chemnitz), Filmpreview im Rahmen der Ausstellung „Vor Anker gehen“ Häfen im Land der Verheißung
Voranmeldung erforderlich (Tel. 03931-215226 oder info@winckelmann-gesellschaft.com)!
Bis vor wenigen Jahren ging man in der Archäologie davon aus, dass die großen Zivilisationen des Altertums für alle technischen Innovationen verantwortlich waren. Diese breiteten sich danach in die Levante, das Minoische Kreta und noch später ins barbarische Europa sowie den Kaukasus aus. Heute kann gezeigt werden, dass diese Beeinflussung auch in umgekehrter Richtung von den frühesten Metallkulturen vom Kaukasus sowie vom Balkan aus erfolgten. In diese Richtungen tendieren auch die Überlieferungen von Herodot, der älteste Handelskontakte der Ägypter bis ins östliche Schwarzmeergebiet beschreibt. Eine dieser Routen führte vom Fuße des Kaukasus über den Bosporus, den Dardanellen und über die Ägäis mindestens bis Kreta. Diese Fernhandelsaktivitäten werden von vielen Archäologen immer noch ignoriert.
Aus diesem Grund führte Görlitz die neue Schilfbootexpedition ABORA IV durch, um die Richtigkeit der von Herodot aufgestellten Überlieferungen in der Praxis zu überprüfen. Im Kielwasser der Argonauten segelte die ABORA IV vom bulgarischen Varna durch den Bosporus und über Santorin bis nach Kaş in der Türkei. Die Expedition folgte damit prähistorischen Handelsrouten, die einzigartige Stätten der Weltgeschichte sind.
Der Film beleuchtet spanende Themen, wie z.B. den Bau der Großen Pyramide von Gizeh mit Hilfe von Eisenwerkzeugen. Dieses Eisen wurde laut Herodot mit großen Flottillen aus dem Schwarzmeergebiet Phasis ins Niltal transportiert. Zum anderen geht er auf die Überlieferungen von Herodot ein, der mit großer Überzeugung darlegte, dass neben den Ägyptern auch die ägäischen Kulturen ihre Rohstoffe, wie Zinn und Bernstein, über das Schwarzen Meer importierten.
Wenn seefahrende Kaufleute jener Zeit mit ihren Schilfbooten wie wir zwischen dem Schwarzen Meer, der Ägäis bis ins Ostmittelmeer verkehrten, hätten sie auch tonnenschwere Fracht befördert und so den mühsamen und viel gefährlicheren Landtransport vermieden. Die Befahrung des Schwarzen Meeres, ja sogar die Querung des Bosporus und der Dardanellen, war mit Schilfbooten möglich. Der von Herodot beschriebene Seehandel der alten Ägypter hätte tatsächlich existiert können. Offenbar führte einer dieser Exportweg auch vom Erzgebirge über das Schwarze Meer bis in die Ägäis.
In seiner Filmvorführung präsentiert Dr. Dominique Görlitz neueste Befunde der transdisziplinären Forschung und erläutert, warum die Seereise im Kielwasser Thor Heyerdahls 50 Jahre nach dem Start des Papyrusbootes RA I so wichtig war.
Dauer: ca. 60 min.
Sprache: Deutsch und Englisch
Datum/Zeit
Datum - 14/10/2020
18:30 - 20:00