Juana Anzellini: OH! Fortuna / Junkyu Lim: Streben nach Perfektion

Wilhelm-Höpfner-Preis der Winckelmann-Gesellschaft 2024

Die beiden Ausstellungen in der Kleinen Galerie widmen sich zwei jungen Kunstschaffenden, deren Wurzeln außerhalb von Europa liegen, die sich aber – auf sehr unterschiedliche Weise – mit dem „ureuropäischen“ Thema der griechisch-römischen Antike auseinandersetzen. Es handelt sich um die Erst- und Zweiplatzierten des Wilhelm-Höpfner-Preises der Winckelmann-Gesellschaft des Jahres 2024:

Die Werke der kolumbianischen Künstlerin Juana Anzellini widmen sich der antiken Schicksalsgöttin Fortuna. Anders als man oft denkt, ist diese eben keine Glücksgöttin allein. Blind verstreut Fortuna die Gaben des Schicksals – Glück wie Unglück – zufällig und unberechenbar. Sie steht als allgemeingültiges Sinnbild, das noch heute die Brüchigkeiten unserer Lebenswege berührt. In der Tradition ihrer südamerikanischen Herkunft sind Juana Anzellinis Linolschnitte von wuchtiger Farbigkeit.

Ganz anders die Arbeiten des Südkoreaners Junkyu Lim. In feinsten Linien ergründet er am Vorbild antiker griechischer Statuen den menschlichen Körper und mit diesem einen Widerspruch, der heute ebenfalls sehr aktuell ist: „Menschen haben das Bedürfnis, vollkommen und schön zu sein, doch sie sind nicht immer perfekt und schön. Zwischen Vollkommenheit und Unvollkommenheit, Schönheit und Hässlichkeit, Stärke und Schwäche – all diese Gegensätze zeigen uns, was es wirklich heißt, Mensch zu sein“, so der Künstler.

So unterschiedlich die stilistischen Mittel der beiden Künstler und ihr Zugriff auf die Antike auch sind, Eines vereint ihre Werke: Es geht um Zwiespälte und Doppelwertigkeiten im menschlichen Dasein.

Datum/Zeit
Datum - 11/05/2025 - 22/06/2025
00:00