Julius Reinders – Zeichnungen und Transferdrucke. Eine kleine Werkschau des Wilhelm-Höpfner-Preisträgers 2023

Mit welchem Blick und mit welchen Gedanken schaut ein junger Künstler auf die Hinterlassenschaften vergangener Kultur?

Der 1993 in Bocholt geborene Künstler Julius Reinders zitiert in vielen seiner Zeichnungen und Druckgraphiken Bauten und Artefakte der Antike, des christlichen Mittelalters oder des Barock. Stipendien und private Reisen führten nach Rom, Venedig, Sizilien und andere kulturträchtige Orte Italiens. Berühmte Monumente wie der Konstantinsbogen in Rom weckten hier ebenso seine Aufmerksamkeit wie flüchtige Beobachtungen, etwa die einer Seilbahn und einigen Booten in Syrakus. Mit dem gleichen wachen Blick ist Julius Reinders auch in Deutschland unterwegs, sei es im süddeutschen Raum auf den Spuren Tilmann Riemenschneiders oder im barocken Schlosspark Schwetzingen, sei es im heimischen Dortmund, gebannt von der Passion Christi am Hochaltar von St. Petri.

In seinen Graphitzeichnungen, teils mit Acryl und Farbstift, fixiert der Künstler mit feinem Strich seine unmittelbar vor Ort erlebten Eindrücke. Je nach Sujet verbindet er Architekturelemente mit Figurativem oder Landschaftselementen und baut daraus dann seine eigene – teils enigmatische – Gedankenarchitektur. Losgelöst von kompositorischen Traditionen fragmentiert er das Gesehene, setzt die Bildelemente scheinbar zufällig aufs Papier, schneidet sie an den Blatträndern ab und belässt auf dem Papier viel Leerraum. Auf diese Weise wird das Papier zum Spannungsfeld.

Das Prinzip des Verfremdens, Kontrastierens und Weglassens geschieht bei Reinders höchst absichtsvoll. Den Betrachtenden gibt er somit Raum für individuelle Assoziationen. Wie Gerlinde Förster sagt, tut er dies „aus der Perspektive eines jungen Menschen, der die Gegensätzlichkeit und Zerrissenheit der Welt wahrnimmt, um ihre Gefährdungen weiß und künstlerisch seine Position finden will.“

Den Bogen von heute auf die Vergangenheit schlägt der Künstler auch in der technischen Umsetzung seiner Graphiken, indem er sich des digitalen Verfahrens des Transferdrucks bedient – einer Technik aus der Werbung, die heute Teil unserer Alltagskultur ist.

Julius Reinders lebt und arbeitet in Düsseldorf, Emmerich am Rhein und Rees-Haldern. Nach einem Studium der Kunst auf Lehramt 2014–2023 an der Technischen Universität Dortmund mit Schwerpunkt Graphik begann er 2019 an der Kunstakademie Düsseldorf ein Studium der Freien Kunst (Bildhauerei) und ist in Dortmund regelmäßig als Lehrbeauftragter tätig. 2023 wurde ihm der Wilhelm-Höpfner-Preis der Winckelmann-Gesellschaft verliehen.

Datum/Zeit
Datum - 11/08/2024 - 15/09/2024
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