mit Leihgaben der Graphischen Sammlung der Universität Trier.
Die Handzeichnung gilt, insbesondere in Gestalt der schnell hingeworfenen Skizze, als das persönliche Signum von Künstler*innen schlechthin. Sie erscheint damit als unwiederholbar. Der Versuch ihrer Vervielfältigung nun stellt eine der großen Unternehmungen und einen Motor technischer Innovationen in der Druckgrafik des 18. Jahrhunderts dar, einer Zeit, in der das theoretische wie sammlerische Interesse an der Zeichnung an Bedeutung gewann.
Aus den Beständen der Graphischen Sammlung der Universität Trier zeigt die Ausstellung Werke bedeutender Druckgrafiker*innen auf diesem Feld, wie etwa Gilles Demarteau (1722–1776), Cornelis Ploos van Amstel (1726–1798), Francesco Bartolozzi (1727–1815), Per Gustaf Floding (1731–1791), Maria Katharina (1747–1794) und Johann Gottlieb Prestel (1739–1808), Richard Earlom (1743–1822) oder Adam von Bartsch (1757–1821). Die dabei auftretende große Bandbreite druckgrafischer Verfahren lässt den Einfallsreichtum erkennen, der nötig war, um vor der Erfindung der Lithografie 1797/98 die besondere Charakteristik von Handzeichnungen zu imitieren. Mit Radierung, Camaieu-Schnitt, Mezzotinto, Punktiermanier, Crayonmanier, Aquatinta und weiteren, weniger bekannten Verfahren erzielten die Künstler*innen eindrucksvolle augentäuscherische Effekte bis hin zur fast vollständigen Faksimilierung der Originalzeichnung.
Die Ausstellung versammelt Blätter aus bedeutenden Mappenwerken nach Handzeichnungen der Zeit, darunter auch Blätter aus dem Kompendium von Reproduktionsstichen des Radierers Bernard Picart (1673–1733), das 1734 postum unter dem Titel Impostures innocentes (etwa: „Unschuldige Betrügereien“) erschien. Anders als der Titel vermuten lässt, zielte Picart jedoch nicht auf Täuschung. Vielmehr sollten Gemälde und Zeichnungen verschiedener Meister in der Reproduktion dem direkten Vergleich zugänglich gemacht werden. Auf diese Weise begründeten Mappenwerke wie die Impostures innocentes oder der etwa zeitgleich entstandene, ungleich berühmtere Recueil Crozat (1729) ein Publikationsformat, das dem Studium von Malerei und Zeichnung neue Wege ebnete.
Die Ausstellung wirft somit auch Schlaglichter auf die Kunstkennerschaft des 18. Jahrhunderts und ruft einmal mehr in Erinnerung, wie sehr Kennerschaft und Kunsthistoriographie lange Zeit auf Bilder angewiesen waren, für die zwar unisono „Originaltreue“ in Anspruch genommen wurde, die jedoch ihre Vorlagen mitunter recht eigensinnig wiedergaben.
Die Ausstellung wurde vom 15. Februar bis 31. März 2023 im Zentralinstitut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München und vom 8. Juni bis 31. Juli 2023 in der Universitätsbibliothek Trier gezeigt.
Zur Ausstellung ist ein Katalog für 12 € erhältlich: Stephan Brakensiek (Hg.): Ulrike Keuper, Unschuldige Betrügereien. Reproduktionsgrafik nach Handzeichnungen, Trier 2023 (Kataloge der Sammlungen der Universität Trier; Bd. 10)
Datum/Zeit
Datum - 23/09/2023 - 26/11/2023
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