Vor 500 Jahren, am 6. April 1520, starb der „göttliche Raffael“ – wie ihn schon Zeitgenossen nannten – mit nur 37 Jahren in Rom. Raffaello Sanzio aus Urbino gilt als einer der bedeutendsten Künstler der italienischen Renaissance. Schon unmittelbar nach seinem Tod begann die mythische Überhöhung des Genies. Seine Werke wurden und werden in den Folgejahrhunderten bewundert und rezipiert.
So auch von Johann Joachim Winckelmann. Für ihn war Raffael derjenige Künstler, der das Schönheitsideal der Antike, ihre „edle Einfalt“ und „stille Größe“, am tiefsten verinnerlicht hat. Und er war der Erste, der Raffaels „Sixtinische Madonna“ in Dresden seinen Zeitgenossen nahebrachte, als er sie in seinem Erstlingswerk, den „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Wercke in der Mahlerey und Bildhauerkunst“ von 1755 eingehend beschrieb.
Raffael und Winckelmann – der Zusammenklang beider Größen, die nicht nur die Liebe zur antiken Kunst biografisch verbindet, sondern auch das Amt des „Kommissars aller Antiken in Rom und Umgebung“, ist Anlass genug, eine kleine Kabinettausstellung in den beiden Galerieräumen des Winckelmann-Museums zu präsentieren.
Die Ausstellung hat zwei Schwerpunkte: zum einen Raffaels Wirkung auf Künstler des 16. bis 19. Jahrhunderts. Exemplarisch für jedes Jahrhundert werden Grafiken aus dem Bestand des Museums – zumeist erstmalig – gezeigt. Den Höhepunkt bilden hier die kolorierten Kupferstiche von Nicolas Dorigny aus dem Jahr 1693 mit Darstellung von „Amor und Psyche“ nach Raffaels Fresken in der Villa Farnesina – eine jüngste Schenkung von Dr. Wolfgang von Wangenheim. Der zweite Schwerpunkt widmet sich der Würdigung Raffaels durch Johann Joachim Winckelmann sowie der Annäherung Raffaels an die Antike. Sein Vorbild auf Künstler des 18. Jahrhunderts, darunter Anton Raphael Mengs, führte gleichsam auf den Weg zum Klassizismus.
Datum/Zeit
Datum - 05/07/2020
13:00