Wege in die Moderne zwischen den beiden Weltkriegen. Gemälde Graphik Design: Hermann Klumpp – Erwin Hahs – Walter Wilhelm. Eine Ausstellung zum Bauhausjahr

Das Bauhaus-Jubiläum 2019 neigt sich dem Ende zu, und ganz zum Schluss nimmt das Winckelmann-Museum den Faden auf, um weitere Perspektiven aufzuschnüren, die in der Zeit zwischen 1919 und 1933 in Deutschland den Weg in die Moderne wiesen. Das Bauhaus war gewiss das aus heutiger Sicht schillerndste und erfolgreichste Laboratorium der Moderne, aber es war nicht das einzige. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen hierfür exemplarisch drei Persönlichkeiten: Hermann Klumpp, Erwin Hahs und Walter Wilhelm:

Hermann Klumpp (1902–1987) absolvierte am Bauhaus in Dessau ein Architektur-Studium, dass er 1932 bei Ludwig Mies van der Rohe mit einem Bauhaus-Diplom abschloss. Bekannt wurde er vor allem aber als Freund des Bauhaus-Meisters Lyonel Feininger und als Bewahrer von dessen Frühwerk durch zwei deutsche Diktaturen hindurch. Von seinen wenigen eigenen zeichnerischen Arbeiten zeigt die Ausstellung erstmals einige Exemplare.

Um das Jahr 1919 begann der Autodidakt Walter Wilhelm (1898–1970) erste Experimente mit malerischer Abstraktion. Als Vertreter des Konstruktivismus in Deutschland gehörte Wilhelm in den 1920ern dem Berliner Kreis der „Abstrakten“ um Oskar Nerlinger an. Unter den Nazis galt seine Kunst als „entartet“; in der DDR fiel sie dem ideologischen Verdikt des Formalismus zum Opfer. Die Ausstellung verfolgt mit einer Auswahl seiner Werke aus dem Bestand des Museums Wilhelms konsequenten Weg in die künstlerische Abstraktion.

Erwin Hahs (1887–1970), der bedeutendste der hier gezeigten Künstler, leitete seit 1919 an der Burg Giebichenstein in Halle die Malklasse und war Professor für Malerei von 1922 bis zu seinem durch die Nationalsozialisten erzwungenen Weggang 1933. 1946 wurde er dort wieder ins Amt berufen, bis er in der DDR erneut Repressalien erlitt und 1952 zwangspensioniert wurde. Hahs und Bauhaus-Gründer Walter Gropius kannten sich gut. Von den Ideen des Deutschen Werkbundes kommend, entwickelten die Burg Giebichenstein und das Bauhaus in den 1920er Jahren gleichermaßen die Vision, Architektur, Kunst und Handwerk miteinander zu vereinen. Die Ausstellung präsentiert diesen „Hallenser“ Weg in die Moderne anhand hochwertiger Leihgaben u.a. aus dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, dem Archiv der Burg Giebichenstein Halle, dem Kunstmuseum Moritzburg Halle sowie aus Privatbesitz, insbesondere von der Tochter des Künstlers.

Erwin Hahs und Stendal

Als „entarteter“ Künstler diffamiert, arbeitete Hahs von 1942 bis 1945 als Kunstlehrer am Winckelmann-Gymnasium in Stendal. Noch in den letzten Kriegsmonaten entstand in Stendal sein Hauptwerk, das „Große Requiem“. Inspiriert von den Ideen Winckelmanns verarbeitete er antike Motive für die Inszenierung dieses Mahnmals der Kriegsschrecken. Die Ausstellung zeigt das „Große Requiem“ als Leihgabe der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin sowie 12 weitere Werke aus Stendaler Zeit.

Bauhaus made in Stendal

Die Eisenmöbelfabrik Louis & Carl Arnold, seit 1889 mit einem Zweigwerk in Stendal, produzierte für Bauhaus-Designer wie Mart Stam, Marcel Breuer sowie für Heinz Rasch Stühle aus gebogenem Stahlrohr, darunter den sog. Freischwinger. 1930 wurde Stendal zum zentralen Fertigungsort für verchromte Stahlrohrmöbel. Die Nähe zum Bauhaus in Dessau erwies sich als Glücksfall – gemeinsam entwickelten die Dessauer und die Stendaler Prototypen und Wettbewerbsbeiträge. Die Ausstellung präsentiert Möbel aus der Bauhaus-Collection der Firma, die heute den Namen „L. & C. STENDAL“ trägt. Es sind Neuanfertigungen, teils auch Weiterentwicklungen der Prototypen der späten 1920er oder 1930er Jahre. Die Möbel stehen auf eindrückliche Weise für den durchschlagenden Erfolg, den das Bauhaus mit seinem revolutionären modernen Design bis heute verzeichnen kann.

Datum/Zeit
Datum - 07/12/2019
15:00