Raum 1: Triest am 8. Juni 1768: Der Mord an Winckelmann
Als Winckelmann am 1. Juni 1768 in Triest eintraf, nahm er ein Zimmer in der Osteria Grande an der Piazza San Pietro. Er schloss Bekanntschaft mit dem Zimmernachbarn Francesco Arcangeli, einem vorbestraften Koch. Unter dem Vorwand, die Medaillen, die Winckelmann in Wien erhalten hatte, sehen zu wollen, betrat Arcangeli dessen Zimmer. Er attackierte ihn zunächst mit einem Strick und versetzte ihm dann mehrere tödliche Messerstiche. Die herbeigerufenen Ärzte konnten Winckelmann nicht mehr retten.
Raum 2: Der Hintergrund - Die Reise in den Tod
Der seit 1755 in Rom lebende Winckelmann hatte sich 1767 zu einer Reise nach Deutschland entschlossen, um Freunde, Briefpartner, Fürsten und weitere einflussreiche Persönlichkeiten zu treffen. In Begleitung des Bildhauers und Antikenrestaurators Bartolomeo Cavaceppi brach er am 10. April 1768 in Rom auf. In Regensburg beschloss er aber, nur noch bis Wien mitzureisen. Nach dem Empfang bei der österreichischen Kaiserin Maria Theresia wollte er über Triest und Ancona nach Rom zurückkehren. Am 28. Mai trat er die Reise an.
Raum 3: Europa wird erschüttert - Winckelmann wird geehrt
Das blutige Ende Winckelmanns in Triest schockierte die gebildete Welt. Der junge Goethe wartete vergeblich in Leipzig. 1805 trug er mit seinem Buch Winckelmann und sein Jahrhundert wesentlich zu dessen Nachruhm bei. 1822 schuf Antonio Bosa ein monumentales Grabmal auf dem Friedhof San Giusto in Triest. Zahlreiche postume Porträts entstanden: 1777–1782 von dem Gothaer Hofbildhauer Friedrich Wilhelm mit Unterstützung der Winckelmann-Freunde Anton Raphael Mengs, Johann Friedrich Reiffenstein und Anton von Maron drei Fassungen einer Winckelmann-Büste. Im 19. Jahrhundert wurde Winckelmann europaweit mit Büsten und Statuen geehrt.
Raum 4: Stendal am 9. Dezember 1717 - Winckelmann wird geboren
Raum 5: Bildung – Bücher – Broterwerb
1735/1736 ging Winckelmann an das Berliner Köllnische Gymnasium, um Altgriechisch zu lernen. Er verdingte sich dort zugleich als Hauslehrer. 1736–1738 schrieb er sich dann am Salzwedeler Gymnasium ein. 1738–1740 studierte er Theologie in Halle. Dann arbeitete er in Osterburg als Hauslehrer, um Geld für ein Studium der Medizin und Physik in Jena zu sparen. Doch schon im Spätsommer 1741 verließ er Jena. 1743–1748 war Winckelmann Konrektor in Seehausen, wo er u.a. die Fächer Latein, Hebräisch und Geschichte unterrichtete. Da Winckelmann die aktive Teilnahme am kirchlichen Leben verweigerte, kam es zu scharfer Kritik von kirchlicher Seite. Winckelmann arbeitete in diesen Jahren bis zur physischen Erschöpfung. Er las in den Nacht- und Morgenstunden griechische und lateinische Autoren, Geschichtswerke und Reiseberichte; daraus machte er sich Auszüge.
Raum 6: Von Preußen nach Sachsen - Schloss Nöthnitz und der Graf von Bünau
1748 trat Winckelmann als Bibliothekar in den Dienst des Grafen Heinrich von Bünau auf Schloss Nöthnitz bei Dresden. Er arbeitete dem Grafen, der selbst an einer deutschen Reichshistorie schrieb, Quellen und Texte zu. Vor allem aber nutzte er die reiche, gut 40000 Bücher umfassende Bibliothek für seine eigenen Studien und schrieb wichtige Texte aus den Büchern heraus. Zusammengefasst in zahlreichen Heften entstand so eine handschriftliche ‚Bibliothek‘ von mehr als 1000 Blatt. An den freien Sonntagen besuchte Winckelmann die nahe gelegene Residenzstadt Dresden. Ende 1754 verließ er Nöthnitz und ging für ein Jahr ganz nach Dresden.
Raum 7: Große Kunst in Dresden – sein Erstlingswerk macht ihn bekannt
1754 wohnte er in Dresden im Haus des Malers Adam Friedrich Oeser und nahm Zeichenunterricht bei ihm. 1755 entstand sein Erstlingswerk, die Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Wercke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst, eine enthusiastische Schilderung der Kultur und Kunst des antiken Griechenlands. Seine aus den antiken Quellen erschlossene Beschreibungen der Laokoongruppe sowie die von ihm in den Dresdner Kunstsammlungen besichtigten Statuen der Herkulanerinnen und Raffaels Sixtinischer Madonna verstand er als Gegenpol zum höfischen Barock seiner Zeit. An die Künstler erging die Aufforderung, die idealische Schönheit der griechischen Statuen, ihre „edle Einfalt und stille Größe“ nachzubilden. Seine Schrift wurde sogleich europaweit bekannt.
Ein neues Ziel kündigte sich an: ein längerer Aufenthalt in Rom. Diese Reise wurde ihm durch ein zweijähriges Stipendium des sächsischen Hofes gewährt. Allerdings musste Winckelmann zum Katholizismus konvertieren.
Raum 8: Angekommen in Rom
Winckelmann betrat die „Ewige Stadt“ am 18. November 1755. Die Atmosphäre der Metropole mit ihren monumentalen Bauten zog den Zugereisten in seinen Bann. Sofort tauchte er in die Künstlerszene ein, zog ins Künstlerhaus für Ausländer nahe der Spanischen Treppe und freundete sich mit dem deutsch-böhmischen Maler Anton Raphael Mengs und dem dänischen Bildhauer Johannes Wiedewelt an. 1956 wohnte er bei Kardinal Alberico Archinto im Palazzo della Cancelleria. 1758 erwarb er schließlich die Gunst des einflussreichen Kardinals Alessandro Albani und bezog 1759 bezog vier Zimmer in dessen Stadtpalast.
Raum 9: Rom als Lebens- und Wirkungsort
1756/57 besuchte Winckelmann die Antikensammlungen in den römischen Villen und Palästen und machte sich Notizen dazu. Seine geplante Schrift Ville e Palazzi di Roma hat er zwar nicht publiziert, doch das Schauen, gepaart mit umfassenden Kenntnissen der antiken und modernen Literatur, wurde grundlegend für seine Arbeit. Er dokumentierte z.B. die neuzeitlichen Ergänzungen an zahlreichen antiken Statuen. Auch die Tatsache, dass antike Skulpturen farbig waren, erkannte er. 1762 sah er die bemalte Statue der Artemis von Pompeji. In seinen beiden Ausgaben Geschichte der Kunst des Alterthums (1764 und 1776) setzt er sich wiederholt mit ihr auseinander.
Privat liebte Winckelmann den italienischen Wein. In einem seiner Zimmer im Palazzo Albani richtete er ein eigenes kleines Sammlungskabinett ein. Hierzu zählte auch sein Lieblingsstück, der Kopf eines jugendlichen Pan.
Raum 10: Ein Stendaler wird berühmt
1763 wurde Winckelmann von Papst Clemens XIII. – als erster Ausländer – zum Kommissar aller Altertümer Roms ernannt. Kurz darauf wurde er Bearbeiter für die deutschsprachigen Manuskripte an der Vatikanischen Bibliothek, zudem war er Mitglied in verschiedenen europäischer Akademien. Schon zu Lebzeiten wurde er porträtiert, u.a. 1784 von Angelika Kauffmann und 1768 und 1764 von Anton von Maron 1768 das repräsentative Bildnis mit Tuch um den Kopf. Kardinal Albani beauftragte Winckelmann oft als Fremdenführer, besonders bei Prinzen oder Fürsten, die während ihrer Grand Tour nach Rom kamen, darunter Fürst Leopold III. Franz von Anhalt-Dessau.
Zu diesem Kreis zählte auch der junge Baron Friedrich Reinhold von Berg aus dem baltischen Livland. Winckelmann widmete ihm die Schrift Abhandlung von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen. Als kunsterzieherische Anleitung gedacht, ist sie zugleich durchdrungen von homoerotischen Anspielungen. Nach Winckelmanns Überzeugung liegt die größte Schönheit der griechischen Kunst in der Darstellung jugendlich männlicher Götter. Als höchstes Ideal galt ihm der zweigeschlechtliche – androgyne – Körper.
Griechische Tempel wiederentdeckt: Paestum und Agrigent
1758 sah Winckelmann in Paestum, südlich von Neapel, als „erster Deutscher“ die drei dorischen Tempel und widmete 1759 den Tempeln von Agrigent in Sizilien einen Aufsatz. Der Weg für eine ästhetische Neubewertung der griechischen Tempel war damit eröffnet. 1762 erschienen die Anmerkungen über die Baukunst der Alten, worin er u.a. über Baumaterialien, Fundamente und Mauerkonstruktionen schrieb und sich mit den griechischen und römischen Säulenordnungen befasste.
Raum 11: Florenz und die Gemmensammlung Stosch, Etrusker und griechische Vasen
Raum 12: Besuche am Vesuv: Herkulaneum und Pompeji werden Ausgegraben
1738 hatte die systematische Ausgrabung in Herkulaneum begonnen, 1748 in Pompeji. Die erste Reise dorthin unternahm Winckelmann 1758. Während der zweiten Reise 1762 wurde ihm dann auch der Besuch der Ausgrabungen gestattet. Er veröffentlichte das Sendschreiben von den Herculanischen Entdeckungen und 1764, nach seiner dritten Reise, die Nachrichten von den neuesten Herculanischen Entdeckungen. Beim letzten Besuch 1767 erlebte er ein eindrucksvolles Naturschauspiel: den Ausbruch des Vesuvs.
Winckelmann berichtet auch von den antiken Wandmalereien aus Herkulaneum und Pompeji. Diese lösten dann europaweit Begeisterung aus; zahlreiche Schlösser wurden mit Motiven der antiken Fresken ausgestattet.
Raum 13: Das Hauptwerk
1764 erschien Winckelmanns Hauptwerk, die Geschichte der Kunst des Alterthums. Für die Kunst der Ägypter, Phöniker, Perser, Parther, Etrusker, Italiker, Griechen und Römer schuf er erstmalig ein neues Ordnungssystem: Antiken wurden nach ihrem Stil geographisch und zeitlich unterschieden und in Kunstperioden eingebunden. Ihm zufolge haben die politischen Verhältnisse des antiken Griechenlands, die sich durch Demokratie und Freiheit auszeichneten, die Blüte und Schönheit ihrer Kunst ermöglicht. Er griechische Kunst in vier Stile, den „älteren Stil“, den „hohen Stil“ des 5. Jh. v. Chr. und den „schönen Stil“ als Vollendung der Schönheit im 4. Jh. v. Chr. Mit dem „Stil der Nachahmer“ folgte nach seiner Meinung eine Zeit des allmählichen Verfalls, die bis in die späte römische Kaiserzeit andauerte.
Raum 14: Die berühmtesten Statuen des Vatikans
Zu den seit der Renaissance hochgeschätzten Antiken zählen die Laokoongruppe, der Torso und der Apoll auf dem von Julius II. (1503 zum Papst gewählt) errichteten Belvederehof im Vatikan. Schon bald nach seiner Ankunft in Rom 1755 hatte Winckelmann die Statuen gesehen und plante ein Werk „von dem Geschmack der griechischen Künstler“. Im Lauf der Jahre überarbeitete er seine Beschreibungen mehrfach. 1759 veröffentlichte er separat eine Beschreibung des Torso und des Apoll. Wie auch die Beschreibung des Laokoons flossen diese in seine Geschichte der Kunst des Alterthums ein.
Das letzte Werk
1767 erschien Winckelmanns letztes Werk: die in italienischer Sprache verfassten Monumenti antichi inediti. Dank finanzieller Unterstützung konnte er das von ihm selbst verlegte Werk mit 218 Kupferstichen ausstatten. Er wollte mit dem Werk unbekannte und schwieriger zu verstehende Kunstwerke vorstellen.